Von der Verbundenheit im Recht auf ein gutes Leben

Das Wohl eines Tiers ist in meinem Verständnis garantiert, wenn es das Potential seiner Art ausleben und seine Individualität entwickeln kann. Das Vermeiden von Schmerz ist dabei nicht das Entscheidende.Warum soll ein Tier sich wohl fühlen, nur weil es keine Schmerzen hat und nicht leidet?
Die Tierwohl-Debatte ist blockiert durch die Vermischung zweier Entscheidungen, die zu treffen sind: eine individuell-moralische (Tiere nutzen oder nicht nutzen) und die kollektiv-ethische Entscheidung, wie wir uns als Menschheit mit Tieren verhalten wollen, unabhängig davon, ob und wie sie genutzt werden.
Auf jede Art der Nutzung anderer Lebewesen zu verzichten ist keine Option für die Menschheit. Hingegen können wir eine gemeinsame Philosophie entwickeln, die alle Formen des Lebens anerkennt und respektiert, insbesondere jene Lebewesen, die wir nutzen.

Und Pflanzen? Es fühlte sich merkwürdig an, einen Kohlkopf, den ich wochenlang gegen kleine Schnecken verteidigt hatte, mit einem Schnitt vom Strunk zu trennen. Wenn auch Pflanzen auf ihre je eigene Art empfinden können, intelligent sind und miteinander kommunizieren, wie Studien zeigen, ist das Nicht-Nutzen von Tieren nicht die wirklich befriedigende Antwort auf die Frage über den Umgang mit dem Leben um uns herum. Egal, welche Moral wir für uns individuell als die «richtige» wählen, sie ist immer defizitär gegenüber der uns als Menschheit kollektiv gestellten Frage nach der Ethik unseres Umgangs mit Leben als Super-Raubtiere.

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Billo Heinzpeter Studer (1947), Sozialpsychologe und Journalist, leitete 1985-2001 die Nutztier-schutz-Organisation KAGfreiland. 1997 Initiant von fair-fish, Leiter der Schweizer Fachstelle fair-fish bis März 2012, Leiter des Senegal-Fischerei-projekts 2004–2011, Co-Präsident von fair-fish Schweiz seit 2012. Er war Gründer und Präsident von fair-fish international (2010-2023) und Direktor der Ethologie-Datenbank FishEthoBase. Er lebt im Friaul, im Nordosten Italiens, und setzt seine Arbeit für die Fische mit think.fish fort.

On being connected in the right for a good life

In my understanding the welfare of animals is warranted if they can act out their species’ potential and develop their individuality. Avoidance of pain is not decisive here. Why should animals feel well simply because of lack of pain and suffering?
The animal welfare debate is obstructed by the co-mingling of two decisions that should be made: an individual moral one (using animals or not) and a collective ethical one as to how to interact with animals regardless of whether and how they are used.
Renouncing at any form of using other living beings is not an option for humanity. We can however develop a common philosophy by which we acknowledge and respect all forms of life and especially the beings we use.

What about plants? It felt strange to chop a cabbage which I had defended from little slugs for weeks with a sudden cut from its stalk. If plants, too, are sentient in their own way, intelligent and communicative among each other, as studies indicate, the non-use of animals is not the satisfying answer to the question on how we should treat life around us. Whatever morals we may individually choose to follow, it will always fall short compared to the ethical question to be answered collectively by humanity: How do we as super-predators treat life? 

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Billo Heinzpeter Studer was director of the Swiss farm animal welfare organisation KAGfreiland, initiated fair-fish in 1997 and is its international president as of 2010 as well as director of its fish ethology database FishEthoBase. He lives in Friuli, in northeastern Italy, continuing his fish work with think.fish

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Tiere nutzen?
Use animals?

Vorwort / Preface
Philipp von Gall
Heinz Emmenegger
Stefan-Andreas Johnigk Peter Jossi
Markus Ritter
Andreas Tilk
Helmut Bartussek
Rolf Schatz
Nadia Brodmann
Andrea Meisser
Rolf Frischknecht
Claudia Kistler
Daniela Brunner
Janet Strahl
Jörg Luy
Bernhard Trachsel
Rudolf Winkelmayer
Sigrid Lüber
Yves Zenger
Emily Patterson-Kane
Helmut Ziegler
Billo Heinzpeter Studer
Klaus Petrus
Antoine F. Goetschel
Phil Brooke
Thomas Gröbly
Joyce D’Silva
Doris Brunner
Renato Pichler
Erich Gysling
Jonathan Balcombe
Björn Hayer
Stijn Bruers
Lena Lindström
Anton Rotzetter
Christa Blanke
Tanja Busse
Diana Soldo
Nachwort / Epilogue